Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein 2016

1. Konzeptioneller Interneteinsatz im Schulunterricht

"Lieber Herr Hebeler, heute habe ich Ihren Brief und das Material erhalten. Ich halte es für hochinnovativ. Sie sind wahrscheinlich Ihrer Zeit 50 Jahre voraus."
(Prof. Dr. Frank Thissen, Professor für Multimedia-Didaktik an der Universität Karlsruhe, E-Mail vom 29. Mai 2001)
Konzeptioneller Interneteinsatz im Unterricht der Max-Planck-Schule Kiel (2001)

Beitrag in "Multimedia-Didaktik in Wirtschaft, Schule und Hochschule"
 (Frank Thissen, Karlsruhe (Hrsg.), Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2003)

Wettbewerb unter der Schirmherrschaft der Bildungsministerin Frau Ute Erdsiek-Rave (2000)
(Die Teilnahme am Wettbewerb wurde bestätigt.)
Multimedia-Bildungskonzept für das Land Schleswig-Holstein

Wettbewerb unter der Schirmherrschaft des Deutschen Philologenverbandes (2003)
(Die Teilnahme am Wettbewerb wurde bestätigt.)
Konzeptioneller Interneteinsatz im Schulunterricht

Wettbewerb: Deutscher Lehrerpreis 2014: Unterricht innovativ
(Die Teilnahme am Wettbewerb wurde bestätigt.)
Konzeption eines fächer- und jahrgangsübergreifenden Unterrichts mit Hilfe des Internets

Zur Vorgeschichte

Bei der Vorbereitung von Klausuren im Fach Wirtschaft/Politik an der Max-Planck-Schule Kiel ist mir 1998 im "Handelsblatt" aufgefallen, dass immer öfter über die Bedeutung des Internets für unsere Gesellschaft in der Zukunft berichtet wurde. Auf diesen Wandel mussten meiner Meinung nach die Schüler rechtzeitig vorbereitet werden. Ich wollte das Internet jetzt schon in meinen Unterricht einbinden.
Die Schulleitung hat mir daraufhin einen Medienraum mit zunächst einem PC mit Anschluss an das Internet und an einen Beamer zur Verfügung gestellt. Ich durfte jetzt meine Schüler im laufenden Unterricht der Fächer Wirtschaft/Politik, Geschichte und Geographie in "meinem" Medienraum unterrichten. So konnte das Internet jederzeit bei Arbeiten im Unterricht und bei Projektarbeiten eingesetzt werden.

Zur Problemstellung (2001)
in: Multimedia-Bildungskonzept für das Land Schleswig-Holstein

Gesellschaftlicher Wandel: "Es geht somit um das grundlegende Problem: Wie kann ein Multimedia-Bildungskonzept gestaltet werden, welches bei einem bevorstehenden Lehrergenerationenwechsel und vermutlich verkürzter Schulzeit dynamisch genug ist, den sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen an Bildungsinhalte gerecht zu werden?"

Zu Grundsätzen einer Internetarbeit

  1. Quellcodearbeit mit dem HTML-Editor Phase 5 ab der 7. Klassenstufe

    Der von Ulli Meybohm 1998 entwickelte und von mir seit 1999 eingesetzte Editor ist ein Klassiker deutscher Editoren und ein "Freeware-Programm für Schulen und Privatanwender". Er belegt heute noch, September 2016, Platz 1 oder 2 unter den 100 besten Freeware-Web-Editoren.

    "Der Quellcode oder auch Quelltext eines Programms ist der Text, den der Programm-Autor entsprechend den Regeln der jeweiligen Programmiersprache anfertigt."
    "Der Inhalt von HTML-Dateien wird mit HTML-Elementen ausgezeichnet. HTML-Elemente werden durch so genannte Tags markiert. Fast alle HTML-Elemente werden durch ein einleitendes und ein abschließendes Tag markiert. Der Inhalt dazwischen ist der „Gültigkeitsbereich“ des entsprechenden Elements. Tags werden in spitzen Klammern notiert."
    (selfhtml)

    Der Quellcode ist Ausdrucksmittel des Layouts einer Homepage ohne Aussagen über konkrete Farbgebungen. Aus dem Quellcode kann man bei Kenntnis der "Programmiersprache" den Aufbau einer Homepage mit allen stilistischen Elementen eines Layouts erkennen. Die "künstlerische Arbeit" beim Erstellen einer Homepage liegt für den Autor in der kreativen Anwendung der vorgegebenen Ausdrucksmittel des HTML-Editors.

    Wer den Quelltext lesen kann, ist auch in der Lage, Homepages in relativ kurzer Zeit im Quellcode zu entwerfen. Das ist in einem Schreibprogramm so nicht möglich.
    (Beispiel: The Human Genome Project (2001))

    Weitere Vorteile einer Internetarbeit mit dem Editor im HTML-Quellcode sind:

    • Schüler lernen von Anfang an im laufenden Unterricht das Erstellen von Webseiten (Homepages) in der Formsprache von Webdokumenten.
      Die Anwendung des Editors Phase 5 erfordert kein Einarbeiten in ein umfangreiches Software-Programm. Ein in den Editor eingebundenes Programm "html-tidy" prüft den Quellcode auf Fehler, korrigiert die Fehler und kann den Text auch formatieren.

    • Bei Webseiten kann man im Browser den "Seitenquelltext anzeigen" (Firefox) lassen. So kann man die Gestaltung einer "fremden" Homepage nachvollziehen und für eigene Entwürfe Teile des Layouts, z.B. hinsichtlich einer Farbgebung oder der Darstellung von Links, übernehmen.

    • Die Arbeitsergebnisse von Schülern können im Internet der Öffentlichkeit präsentiert werden.
      Da es bisher im deutschen Rechtsraum keine Kommentierung des Urheberrechts gibt, die sich auf die Einbindung von Quellen aus dem Internet in eine veröffentlichte Homepage von z.B. eines Schülers aus der 7. Klassenstufe bezieht, musste ich u.a. durch die Interpretation der Rechtslage hier einen Kommentar zum Urheberrecht schreiben.
      Bei Beachtung von wenigen Formvorschriften ist es jetzt nicht mehr erforderlich, dass nur in einem passwortgeschützten Intranet der Schule die Homepages von Schülern eingesehen werden müssen.

  2. Handeln nach dem Prinzip einer "Fraktalen Fabrik" bei Projektarbeiten

    "Der Begriff Fraktal stammt aus der mathematisch-geometrischen Beschreibung natürlicher Strukturen bei lebenden Organismen und deren Materie. Fraktale sind sich selbst ähnlich in Struktur oder Verhalten [Selbstähnlichkeit]. Jedes Fraktal eines solchen Organismus verfolgt im Kleinen die Ziele des Gesamtsystems und betreibt weitgehend Selbstorganisation und Selbstoptimierung." Fraktale handeln dynamisch und aufgabenorientiert. (Fraktale Organisation)

    "Allein dieses Handeln im Sinne von "Fraktalen" als Balance zwischen Chaos und Determinismus ist langfristig in der Lage, oben beschriebene bildungspolitische Probleme von u n t e n her dynamisch zu lösen. Außerdem kann dieses Handeln als Grundlage für einen fächerübergreifenden Unterricht angesehen werden." (Selbstorganisation, Selbstähnlichkeit und Dynamik 2001)

    Bei meinem Wettbewerbsbeitrag: "Deutscher Lehrerpreis 2014: Unterricht innovativ" habe ich die "Konzeption eines fächer- und jahrgangsübergrei-
    fenden Unterrichts mit Hilfe des Internets
    "
    beschrieben.
    Unter "Merkmale innovativen Unterrichts" wurde u.a. Stellung genommen zu:
    • "Innovativer Unterricht geht in seinen Methoden über den "fragend entwickelnden Unterricht" hinaus und steigert Motivation, Eigentätigkeit und Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler."
    • "Innovativer Unterricht fördert Teamfähigkeit und Verantwortung in der Klasse."
    • "Innovativer Unterricht führt zu überprüfbaren Lernfortschritten und strebt nachhaltiges Lernen an.
      • Die „Nachhaltigkeit des Gelernten“ bezieht sich darauf, "ob das was vermittelt wurde, von den Lernenden überhaupt so in die Praxis transferiert werden kann, dass dadurch die eigene Handlungskompetenz erweitert wird." (Quelle) Das Unterrichtskonzept erfüllt nach den obigen Ausführungen diese Anforderung vollkommen.
      • Ein Schüler wird als "Webdesigner" in der Lage sein, während oder nach seiner Schulzeit Homepages auch für private Zwecke oder Dritte zu erstellen.

        So kann z.B. der Internetauftritt eines Vereins, einer Veranstaltung, einer Ausstellung, der freiwiligen Feuerwehr, einer Theatergruppe oder einer Bürgerinitiative übernommen werden.

      • Die Schüler müssen lernen, nach einem Zeitmanagement zu arbeiten. Sonst können sie bei der Fülle der Informationen im Internet ein Thema nicht fristgerecht bearbeiten.
      • Eine Erfolgskontrolle erfolgt u.a. bei jedem Schüler durch die Transparenz über die Themenbearbeitung aller Mitschüler. Im Wettbewerb steigt die Leistungsbereitschaft der Schüler für ihre Themenbearbeitung."
    • "Innovativer Unterricht verbindet Fächer bzw. Themen und schlägt eine Brücke zwischen den Denkweisen und Stoffgebieten der verschiedenen Fächer."
    • "Innovativer Unterricht bewirkt neue Ideen und Synergieeffekte durch die Arbeit in Lehrerteams.
      • Das Konzept sieht vor, dass den an einer Unterrichtseinheit beteiligten Fachlehrern über eine im Internet zur Verfügung stehende dynamische Masterhomepage mit einer bestimmten Thematik und allen Einzelthemen völlige Transparenz über die geplante Durchführung der Unterrichtseinheit gegeben wird. So kann jeder Fachlehrer den Stellenwert seines benötigten Unterrichtsbeitrages einordnen und neue Ideen in das Projekt einbringen.
      • Die beteiligten Fachlehrer nehmen die geplante Unterrichtseinheit im Internet zur Kenntnis und stellen in Zusammenarbeit mit den Schülern Unterrichtsbeiträge für die vorgesehenen Einzelthemen zur Verfügung. Eine Kommunikation unter den an einem Projekt beteiligten Fachlehrern muss i.d.R. kaum noch stattfinden."

    Alle Merkmale lassen sich dem Handeln von Schülern und Lehrern im Sinne einer "Fraktalen Fabrik" unterordnen.
    Leider hat die Jury des "Deutschen Lehrerpreises 2014" mir nur die Teilnahme am Wettbewerb bestätigen können.

Zur Präsentation der Internetarbeiten

Die Schülerarbeiten wurden von 1999 an, nach einem Bericht in den Kieler-Nachrichten über meine Internetarbeit, zunächst unter dem Portal der Zeitung: www.kn-online.de veröffentlicht, im Jahr 2000 dann unter meiner Internetadresse www.recherche-links.de: "Wir machen Bildungspolitik in SCHLESWIG-HOLSTEIN".
2001, noch bevor der Schule eine eigene Internetadresse zur Verfügung stand, kaufte ich die Domain www.mps-kiel.de. Jetzt konnte der gesamte Interneteinsatz an der Max-Planck-Schule der Öffentlichkeit unter dieser Adresse präsentiert werden. Auf das Portal mit 2943 Dateien in 291 Ordnern gibt es zur Zeit jährlich ca. 600.000 Zugriffe.
Leider konnte kein Lehrer an der Max-Planck-Schule nach meiner Pensionierung im Januar 2005 meine Internetarbeit fortführen.

Digitales Lernen in Schleswig Holstein

Zu einer modernen Bildung gehört heute das digitale Lernen. Wir müssen Kinder und Jugendliche für das Leben in einer digitalen Welt vorbereiten und ausbilden.

Wenn 2015 bei dem Wettbewerb des Kieler Bildungsministeriums: Lernen mit digitalen Medien z.B. der Tablet-Einsatz an einer Modellschule "von der Erstellung einfacher bis hin zur komplexen Filmbearbeitung oder der Erstellung multimedialer Versuchsprotokolle" als besonders preiswürdig angesehen und in der Presse als "Digitale Revolution im Klassenzimmer" bezeichnet wird, ist man von meinen "gesellschaftlichen Anforderungen an Bildungsinhalte" beim Einsatz des Internets im Schulunterricht noch weit entfernt. Frank Thissens Einschätzung meiner Internetarbeit 2001 war doch nicht so utopisch: "Sie sind wahrscheinlich Ihrer Zeit 50 Jahre voraus."

In meinem "Multimedia-Bildungskonzept für das Land Schleswig-Holstein" von 2001 hieß es unter 5. Effektive Lehrerausbildung (2001):
"Da die Anforderungen an den Lehrer bei diesem Multimedia-Bildungskonzept weniger auf eine formale Erfüllung der Lehrpläne auf der Grundlage der bisher üblichen Informationsquellen ausgerichtet sind, sondern vielmehr auf die dynamische, selbstorganisierte und selbstähnliche Erfüllung der Lehrpläne bei sich ständig ausweitenden Informationsquellen, müssen die Lehrer an den Schulen zunächst verstärkt fortgebildet und gefördert werden, die als "Keimzelle" in den Schulen dem "lernfähigen System eine(r) optimierende(n) Selbstorganisation am besten entsprechen". Nur so wird erreicht, dass an Schulen das Internet bei seiner Verwendung im Unterricht für einen großen Teil der Lehrer seine "chaotische Struktur" möglichst schnell verliert."

Ich bin 2001 davon ausgegangen, dass das IPTS im Rahmen der Lehrerausbildung ein digitales Lernen an den Schulen unterstützt. Leider ist das IPTS aufgelöst worden. ("FDP: Lehrerausbildung wird sich verschlechtern" aus Hamburger Abendblatt vom 12.6.2003)

Die Bildungspolitik muss jetzt im Schulbereich auch "von oben" für hoch motivierte Lehrer Anreize zum digitalen Lernen mit PC und Notebook geben. Der Einsatz eines Tablets ist für die Arbeit mit dem HTML-Quellcode nicht geeignet und begrenzt erheblich die Möglichkeiten, "Kinder und Jugendliche für das Leben in einer digitalen Welt vor[zu]bereiten und aus[zu]bilden".
Wenn zukünftig nur "von unten", aus den Schulen, über einen jährlichen Wettbewerb: "Lernen mit digitalen Medien", bildungspolitisch konzeptlos einzelne Bildungsinhalte für ein digitales Lernen von einzelnen Lehrern angeboten werden, und die Politik sich damit zufrieden gibt, wird es nach meinen Befürchtungen für lange Zeit nur noch kreative Einsätze eines Tablets geben.

Im Rahmen der IT-Beratung und Schulung (Schule) "unterstützt das Land Schulen aller Schularten, die mit einem innovativen Konzept das Lernen mit digitalen Medien an ihrer Schule einen großen Schritt voranbringen möchten."
Nach dem Bericht der Landesregierung zur Umsetzung des Digitalen Lernens: 4. "DAS PROJEKT „LERNEN MIT DIGITALEN MEDIEN“, Seite 9/10, sind "Die Jury und ihre Kriterien der Auswahl":
  1. Pädagogisches Konzept
  2. Technisches Konzept zum Einsatz digitaler Medien im Unterricht
  3. Reichweite
  4. Zeitplan
  5. Überlegungen zur Nachhaltigkeit [s. o.]
    • Pädagogische Nachhaltigkeit (curriculare Festlegung)
    • Technische Nachhaltigkeit (dauerhafter Support, Erneuerungszyklen etc.)
  6. Als Modellschule geeignet
An diesen Merkmalen wird deutlich, wo die Prioritäten bei einem innovativen "digitalen Lernen" im Schulunterricht von der Bildungspolitik zur Zeit gesetzt werden.
Von der Fomulierung pädagogischer Anforderungen an die neuen Bildungsinhalte, wie beim "Deutschen Lehrerpreis 2014: Unterricht innovativ", ist man noch weit entfernt.


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