Konzeptioneller Interneteinsatz im Unterricht der
Max-Planck-Schule Kiel (2001)
Eike Hebeler

Überblick und Ausgangslage der Internetarbeit

Persönliche Rahmenbedingungen
Unterrichtliche Rahmenbedingungen

Konzeptioneller Interneteinsatz im Unterricht

Informationsnachfrage im Internet
Informationsangebot im Internet
IT-Anforderungen an den Internetunterricht
Zur Didaktik des Interneteinsatzes

Einsatz des HTML-Editors Phase 5
Arbeiten mit LINK-Homepages
Anfertigung von Berichten
Darstellung von Staatsordnungen
Sonstiges

Durchführung von Internetprojekten

Gestaltung der ersten Homepage
Land und Leute - Projekte
Entwicklungshilfeprojekt
Projekte - Bericht
EU - Projekt
Projekt - Hintergrundinformationen

Überblick

   Nur ein LCD-Projektor (Beamer) sollte in Fachräumen einer Schule zukünftig die Grundausstattung für eine Internetarbeit bilden, da in fast allen Haushalten jüngerer Schülerjahrgänge heute schon ein Personalcomputer mit Internetanschluss zur Verfügung steht. Warum soll eine Schule großzügig mit Personalcomputern ausgestattet werden, wenn der häuslichen Kapitaleinsatz von PC und Internet in den Unterricht sinnvoll mit einbezogen werden kann?

   Da die Arbeit mit Suchmaschinen ein hohes Wissen, große Interpretationsfähigkeit, viel Zeit und konzentriertes Arbeiten voraussetzt, sollten Suchmaschinen im laufenden Unterricht i. d. R. nicht von Schülern eigenständig eingesetzt werden. Die Recherchen der Schüler im Netz sollten vielmehr durch spezielle vom Lehrer ausgewählte unterrichtsbezogene Recherche-Links im laufenden Unterricht oder zu Hause erfolgen.

   Ein Schüler muss möglichst früh (spätestens ab Klassenstufe 7) in die Lage versetzt werden, internetfähige Dokumente mit Hilfe eines HTML-Editors zu erstellen, damit er zum einen seine Arbeitsergebnisse über das Internet jederzeit präsentieren kann, zum anderen aber auch über die Beherrschung des Quellcodes befähigt wird, den immer größer werdenden Ansprüchen an das Layout einer Arbeit gerecht zu werden.

   Ohne wenigstens eine leicht einprägsame Internetadresse, die Lehrern und Schülern für Angebot und Nachfrage von Informationen im Netz zur Verfügung steht, fehlt ein wesentlicher Bestandteil der Internetarbeit im Unterricht. Schüler müssen dann schnell dazu angeregt werden, eine eigene Internetadresse einzurichten, damit eine Präsentation ihrer Arbeiten unter dieser Adresse erfolgen kann.

   Ohne Beherrschung der englischen Sprache hat das Informationsangebot im Internet heute und in Zukunft eine zu geringe Grundlage. Schüler müssen frühzeitig lernen, mit englischsprachigen Informationsquellen sicher umzugehen.

Ausgangslage der Internetarbeit

   Als Lehrer an der Max-Planck-Schule in Kiel, in den Schuldienst eingetreten im Jahre 1971, arbeite ich seit dem Schuljahr 1998/99 in den Fächern Erdkunde und Wirtschaft/Politik mit dem Internet im Unterricht.
Ursprünglicher Anlass für diese Arbeit waren Artikel im HANDELSBLATT, in denen seit etwa 1997 zunehmend über das Internet und seine zukünftige Bedeutung berichtet wurde. Folgende später formulierten Aussagen treffen den Kern meiner damaligen Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen:

  • "Die Wirtschaft steht vor der größten Revolution seit dem Beginn der Industriegesellschaft." (Impulse, 3/99)
  • sowie
  • ""Das Internet verändert zwar derzeit die Welt [...], aber in etwa fünf Jahren werden wir erst die richtige Internet-Welle erleben, wenn nämlich die verschiedensten Prozesse digitalisiert sind." Harms vergleicht die Situation mit der Aufbruchsstimmung im Mittelalter, als viele Nationen sich mutig auf den Weg machten, um neue Kontinente zu entdecken. "Das Internet bietet so viele neue Chancen für die Wertschöpfung, dass man gar nicht laut genug schreien kann, damit die Voraussetzungen geschaffen werden, um dabei zu sein. Derzeit [...] werden erst die Häfen und Navigationssysteme im Internet entwickelt, aber erst danach rollt die nächste große Welle an."" ( Hewlett-Packards Deutschland-Chef, Förg Menno Harms in einem Gespräch mit dem Handelsblatt vom 2. Februar 2000. )
In den Sommerferien 1998 habe ich dann mit einem neuen PC und einem Zugang zum Netz das Internet nach Informationen abgesucht, die für einen Unterrichtseinsatz in den Fächern Erdkunde und Wirtschaft/Politik verwertet werden könnten. Dabei entstanden die ersten konzeptionellen Überlegungen für eine zukünftige Internetarbeit im Schulunterricht.
Mit Beginn des Schuljahres 1998/1999 ging dann alles sehr schnell.
Internet-Einsätze folgten zum Thema Bundestagswahl (11. Klasse), Urmensch Ötzi (6. Klasse), Widerstand im Nationalsozialismus (10. Klasse) sowie Produktinformationen im World Wide Web: Kakao-Links (Projektarbeit im 12. Jahrgang).
Im Februar 1999 wurde von mir mit Unterstützung der Kieler Nachrichten die erste Internet-Zeitschrift SCHÜLER ONLINE an der Max-Planck-Schule mit den Themen: Ötzi, The Great Lakes Net, Schleswig-Holstein, Asterix-Lexikon herausgegeben, im Juli 1999 folgte Ausgabe Nr. 2.
Am 17.4.1999 gab es in den Kieler Nachrichten unter dem Titel GEBÜNDELTES WISSEN einen ganzseitigen Bericht über meine Internetarbeit: "Um die Vielfalt des Internets für Schüler zu strukturieren, veröffentlicht Oberstudienrat Eike Hebeler von der Max-Planck-Schule Kiel unterrichtsrelevante Adressen."
Am 17.5.1999 habe ich mir die Internet-Adresse www.recherche-links.de bei DENIC eintragen lassen, am 30.5.1999 hat der Online-Dienst der Kieler Nachrichten meine Recherche-Links für Bildung und Ausbildung übernommen.
Die obige Internetadresse dient zusammen mit meiner weiteren Adresse www.mps-kiel.de heute der Präsentation von Schülerprojekten und Hausarbeiten, sie dienen aber auch der Bekanntgabe von unterrichtlichen Arbeitsanweisungen und unterrichtsvorbereitenden Arbeiten. Außerdem enthalten sie Recherche-Links zu unterschiedlichen Themenbereichen als Unterrichtshilfen für den laufenden Unterricht.

   Die unterrichtlichen Rahmenbedingungen in dem Fachraum für Wirtschaft/Politik waren zunächst folgende:
Als Leiter für das Fach Wirtschaft/Politik finanzierte mir der "Verein der Freunde der Max-Planck-Schule" zu Beginn des Schuljahres 1998/1999 einen Pentium-PC mit Windows 95, der im Fachraum für Wirtschaft/Politik mit einem netzwerkunabhänbgigen Internetanschluss versehen wurde.
In dem Raum mit 32 Plätzen gab es neben dem Internet-PC nur noch einen weiteren Pentium-PC für das parallele Erfassen von Informationen aus dem Internet über ein Schreib- oder Tabellenkalkulationsprogramm. Weiter war ein Videoabspielgerät mit einem separaten Monitor vorhanden.

Medienraum mit Beamer Zu Beginn des Schuljahres 2000/2001 wurde der Fachraum mit einem LCD-Projektor (Beamer) für die Präsentation der elektronischer Daten des Personalcomputers ausgestattet, an dem auch das Videoabspielgerät angeschlossen wurde. Als Software stand mir jetzt auch ein Grafik- und Bildbearbeitungsprogramm zur Verfügung. Meinen gesamten Unterricht habe ich als Fachleiter für Wirtschaft/Politik in "meinem Medien-Fachraum" abhalten können. Diese ständige Präsenz in einem Raum ist für Schüler mit Anfangsschwierigkeiten im Umgang mit dem HTML-Editor besonders wichtig.

Konzeptioneller Interneteinsatz in Unterricht

   Grundüberlegungen für den Einsatz des Internets im Unterricht bezogen sich bei mir zunächst auf folgende Fragestellung:
Wie kann das ständig wachsende, ungeordnete und zu jeder Zeit verfügbare Informationsangebot im Internet nach inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen optimal nutzbar gemacht werden?
Bei dieser Fragestellung geht es hauptsächlich um die Informationserfassung hinsichtlich bestimmter Fragestellungen im Bildungsbereich über Suchmaschinen und speziellen LINK-Homepages. Bei der Analyse der 1998 vorhandenen Suchmaschinen kam für mich nur GOOGLE in Frage, die heute vom Suchergebnis her und in der Ergebnisdarstellung für Bildungszwecke aus folgenden Gründen zu den weltweit besten Suchmaschinen zählt:
  • Die gesuchten Begriffe werden bei Überschriften und Beschreibungen fett hervorgehoben, wodurch man an den Suchergebnissen schnell die richtige Formulierung der Suchbegriffe mit Bezug auf die Fragestellung erkennen kann.
  • Kategorien einer Website werden angezeigt, wodurch ihre Struktur sichtbar wird.
  • Über die aufgeführte Internetadresse kann mit Hilfe der Top-Level-Domain eine erste Urheberinformation gegeben werden (z. B. com,edu,gov,), über den weiteren Aufbau der URL lassen sich Rückschlüsse auf Umfang und Inhalt der Web-Site ziehen.
  • Außerdem kann man mit Hilfe der Größeangabe der angezeigten Datei über den Umfang des Dokuments eine Aussage machen.
Bei meinem Umgang mit Suchmaschinen wurde mir schnell klar, dass nur ein hochkonzentriertes Arbeiten sowie ein großes Wissen bei der Analyse und Interpretation von Suchergebnissen Voraussetzungen für einen effektiven Einsatz von Suchmaschinen sind. Schüler während des Unterrichts im Umgang mit Suchmaschinen so einzuweisen, dass sie diese Grundlagen einer erfolgreichen Suche beherrschen, erfordert für ein zweistündiges Fach in der Woche leider zu viel Zeit. So lasse ich heute im laufenden Unterricht Suchmaschinen von Schülern i. d. R. nicht eigenständig einsetzen.
Ich selbst suche nach bestimmten Suchkriterien für mich geeignete Internet-Adressen, die den Schülern im Netz über meine URL als reine LINK-Homepages für schulische und häusliche Arbeiten zur Verfügung gestellt werden. Über diese nach Unterrichtszielen ausgewählten Links können die Schüler dann bei Recherchen ihre Suche vornehmen. Einmal wird dadurch der zeitliche Arbeitsaufwand für Schüler bei einer Suche nach Informationen im Netz über Suchmaschinen minimiert, zum anderen vermeide ich es, dass Internetadressen von Schülern aufgerufen werden, die mit dem Unterrichtsgegenstand in keiner Beziehung stehen oder nicht unterrichtsrelevante Informationen beinhalten

Meine Suchkriterien sind zu Beginn einer Suche i. d. R. thematische Suchworte, im Fach Erdkunde hauptsächlich in englischer Sprache, in Kombination mit den Worten "links", "recherche" und "virtual library". Bei diesen Suchergebnissen werden von GOOGLE Homepages ausgewählt, bei denen schon andere Informationsanbieter Internetadressen mit der gewünschten Thematik zusammengestellt haben. Weiter folgen Verbindungen mit "online" "pictures" und "net". Über diese Seiten suche ich dann weiter. Dabei favorisiere ich alle Adressen von Körperschaften des öffentlichen Rechts. Adressen von Körperschaften des privaten Rechts oder von Privatpersonen wähle ich nur nach einer groben inhaltlichen Analyse der gesamten Web-Site für ein Angebot an Schüler aus.

   Folgende Sachverhalte sind Grundlage für einen weiteren Problembereich einer Internetarbeit im Unterricht:
  • Das Internet gibt in einer offenen, pluralistischen und dynamischen Gesellschaft jedem jederzeit die Möglichkeit, seine Informationen weltweit zu verbreiten. Wie können Schüler frühzeitig an dieser Kommunikation teilhaben?
  • In unserer globalen Wirtschaft wird das Internet als Kommunikationsmittel der Unternehmen seine marktbestimmende Bedeutung immer mehr ausweiten. Wie kann man Schüler optimal auf Anforderungen in ihrem späteren abhängigen Erwerbsleben vorbereiten?
  • Eine selbständige Beschäftigung wird sich zukünftig in der Gesellschaft immer mehr durchsetzen, so dass eine Vermarktung der eigenen Person mit seinem Leistungsangebot auch über das Internet immer notwendiger wird.
Es geht also um die i. d. R. im Bildungsbereich viel zu wenig gestellte Frage: "Wie kann man Schüler in die Lage versetzen, professionell internetfähige Dokumente zu erstellen, die im Rahmen einer Eigen- und Fremdvermarktung im Internet veröffentlicht werden können?"

In den ersten beiden Unterrichtsstunden von Klassenstufe 7 an wird in jeder meiner neuen Klassen unter meiner Anleitung von einem Schüler, der ein Schreibprogramm beherrscht, über den Beamer die Arbeit mit dem HTML-Editor Phase 5 von Ulli Meybohm vorgestellt.
Nach dem Studium vieler Computer- und Internetzeitschriften habe ich mich für diesen als Freewareprogramm herausgegebenen HTML-Editor als den für Schüler besonders geeigneten Editor aus folgenden Gründen entschieden:
  • Der Editor steht allen Schülern als Freeware-Programm kostenlos zur Verfügung.
  • Der Editor hat eine leicht einprägsame und übersichtliche Menuführung.
  • Der Quelltext wird gut strukturiert angeordnet.
  • Die wichtigsten Tags werden in Ordnern durch Anklicken aufgerufen.
  • Das Verschieben des Quelltextfensters lässt Ordner und Dateien sichtbar werden, die die Struktur und den Inhalt einer Homepage oder Web-Site bestimmen.
  • Der Editor ist umfangreich, leicht zu bedienen und auch für fortgeschrittenes Editieren zu verwenden.
  • Der Schüler sieht zunächst nur den Quelltext mit seinen Normen und Strukturen. Erst durch das "Anzeigen" wird der Quelltext im Browser wiedergegeben. Durch diese Trial-and-Error-Methode findet ein gewünschter ständiger Lernprozess im Hinblick auf das Verständnis des Editors statt. Der Schüler wird dadurch auch gezwungen, sich vor der Dokumentenerstellung Gedanken über das Layout einer Quelle zu machen.
Jeder Schüler mit Internetanschluss kann nach meiner Anleitungshomepage den Editor über einen Link auf meiner Startseite von www.recherche-links.de aus dem Netz auf eine Diskette laden und auf den heimischen PC übertragen. Schüler ohne Internet-Anschluss erhalten dann diese Disketten und installieren das Programm auf ihren Rechnern. Natürlich werden hauptsächlich von Oberstufenschülern auch andere Editoren verwendet, im Unterricht wird aber nur mit Phase 5 im Quellcode gearbeitet.
Seit alle schriftlichen Arbeiten i. d. R. im EDITOR angefertigt werden, hat es nie mehr Kompatibilitätsprobleme bei Schreibprogrammen gegeben.
Ohne Kenntnis der Normen und Strukturen des HTML-Quellcodes zur Herstellung internetfähiger Dokumente ist meiner Meinung nach eine Internetarbeit in der Schule nur bedingt sinnvoll.

   Ein zentrales Problem für die Internetarbeit im Unterricht ist mit der Frage verbunden: "Wie soll zukünftig die optimale IT-Ausstattung einer Schule aussehen?"

In der Regel findet heute eine Internet-Arbeit nicht aus dem laufenden Unterricht heraus in Fachräumen statt, sondern wird in besonderen mit Personalcomputern ausgestatteten Medienräumen durchgeführt, in denen die Schüler vor den einzelnen PC eigenständig arbeiten. Diese unterrichtlichen Rahmenbedingungen sind nach meinen Erfahrungen aus dem Einsatz eines LCD-Projektors im Unterricht für die Fächer Geschichte, Erdkunde und Wirtschaft/Politik, in denen das Internet in Zukunft wohl am häufigsten eingesetzt wird, nur bedingt geeignet, mit dem Internet im Unterricht optimal zu arbeiten.

Der Internet-Einsatz muss in einem offenen Unterricht z.B. im Rahmen einer notwendigen Recherche sofort erfolgen können. Man kann nicht immer in einen anderen Raum "umziehen" oder eine für den Unterricht bedeutende Fragestellung offenlassen oder umgehen. Früher hat man auch Schüler während des Unterrichts in die Lehrerbücherei geschickt, um aus Lexika Informationen zu beschaffen. Aber gerade hier liegt ja die Besonderheit des Internets, dass eine unbegrenzte Informationsdatenbank zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Schüler müssen im laufenden Unterricht unter Anleitung lernen, wie ihnen diese Datenbank bei richtigem Umgang mit Suchmaschinen und speziellen fachbezogenen Link-Homepages für eine schnelle Problemlösungen zur Verfügung steht.

Man kann davon ausgehen, dass ein PC und ein Internetanschluss in wenigen Jahren zur Grundausstattung eines Schülerhaushaltes zählt. Diese Kommunikationsmittel müssen unter Anleitung der Schule in Zukunft viel stärker in den Unterricht einbezogen und bei einer schulischen IT-Ausstattung von Unterrichtsräumen berücksichtigt werden.
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass Schüler bei richtiger Anleitung und Aufgabenstellung Computer und Internet zu Hause intensiv nutzen. Auch die Eltern begrüßen es i.d.R., wenn das Internet einmal nicht nur zum "Surfen" verwendet, sondern zielgerichtet für Hausaufgaben und Projekte eingesetzt wird.
Im Schuljahr 2000/2001 habe ich ca. 150 Schüler von Klassenstufe 7 an darum gebeten, bei Hausarbeiten und Projekten mit dem HTML-Editor Phase 5 zu arbeiten. Kein Elternteil hat mit mir über diese Anforderung "diskutieren" wollen. Das hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Bei den wenigen Schülern, die zukünftig außerschulisch weder einen Personalcomputer besitzen noch einen Zugang zum Internet haben, muss die Schule dafür Sorge tragen, dass ihnen die Arbeit mit den Medien ermöglicht wird. Das kann im laufenden Unterricht erfolgen, in Förderkursen, in Arbeitsgemeinschaften und Projektkursen oder auch in einem Internet-Café.

Unter Berücksichtigung des elterlichen Kapitaleinsatzes sollte es in einer Schule als IT-Ausstattung i. d. R. einen Computerraum mit Internetanschluss für jeden Rechner geben und je nach Bedarf für einen flexiblen Unterrichtseinsatz Klassensätze an Laptops.
Ansonsten sollten bestimmte Fachräume mit einem marktüblichen PC mit Internetanschluss, einem LCD-Projektor und einem Videorecorder ausgestattet werden. Diese Kombination an Geräten hat sich bei meiner täglichen PC-Arbeit an der Max-Planck-Schule besonders bewährt.
Weiter sollte es an der Schule einen PC mit einem CD-Writer geben, um Programme und sonstige Daten für Schüler und Lehrer auf CD-Roms zur häuslichen Nutzung oder zur Nutzung auf den Laptops zur Verfügung stellen zu können. Die Kosten für dieses Speichermedium sind zur Zeit am geringsten. Der Aufbau eines schulinternen Netzwerkes ist für einen schnellen Informationsfluß unter Lehrern und Schülern zusätzlich dringend notwendig. Ohne Internetadresse, die Lehrern und Schülern für die Bereitstellung von Informationen im Netz ständig zur Verfügung steht, erscheint mir ein zeitgemäßer Einzatz des Internet in der Schule nicht sinnvoll zu sein.

Zur Didaktik des Interneteinsatzes

Einsatz des HTML-Editors Phase 5
   Der grundlegende Umgang mit dem Freeware-HTML-Editors Phase 5, von Ulli Meybohm (www.meybohm.de/htmledit.html), lässt sich bei Kenntnis eines Schreibprogrammes im laufenden Unterricht relativ schnell vornehmen (ca. zwei Unterrichtsstunden), so dass Ergebnisse von Hausarbeiten den meisten Schülern schon nach kurzer Zeit als netzfähige Dokumente über den Beamer allen Mitschülern präsentiert und anschließend ins World Wide Web gebracht werden können. Dabei beziehen Schüler mit Internetanschluss bei ihren Lösungen i. d. R. Informationen aus dem Internet auf der Grundlage der von mir angebotenen Link-Hompages zu speziellen Themen in die Ausarbeitungen mit ein, wie z. B. Fotos, Hintergrundbilder, Animationen oder besondere Farbkompositionen. Schüler mit einem PC ohne Internetanschluss können mit dem Editor ebenso netzfähige Dokument erstellen und sind somit beim Schreiben im Quellcode nicht benachteiligt. Falls Informationen aus dem Internet für eine Aufgabenlösung gefordert werden, sollte man in Gruppen arbeiten, in denen eine Arbeitsteilung zwischen Schülern mit und ohne Netzanschluss vorgenommen wird.
Im laufenden Unterricht schreibt bei schriftlichen Aufgabenlösungen vielfach ein Schüler seine Ergebnisse auf dem PC im HTML-Quellcode. Bei der Besprechung der Aufgabe wird über den Beamer diese Aufgabenlösung in eine Betrachtung dann mit einbezogen.

Durch eine tägliche Arbeit mit PC und Internet in allen Fachräumen könnte das Wissen über die Beschaffung, Verarbeitung und Präsentation von digitalen Informationen laufend vertieft werden. Dann kann das Internet routinemäßig neben anderen Medien im Unterricht eingesetzt werden.

   Wie oben schon ausgeführt sind LINK-Homepages die Grundlage meiner Internetarbeit im Unterricht. Drei Kategorien möchte ich hier vorstellen.

Link-Homepages für eine ständig wiederkehrende Suche nach bestimmten Informationen
An vier Beispielen sollen diese Seiten vorgestellt werden.

Die von mir angebotenen Recherche-Links "Suche" beinhalten Internetadressen von Suchmaschinen, speziellen Katalogen, virtuellen Bibliotheken, Zeitungs- und Bildarchiven, usw.. Hier kann die Suche nach Kategorien gezielt themenbezogen vorgenommen werden.
So habe ich einen Tag nach dem Terrorangriff in New York am 11.9.2001 in jeder Unterrichtsstunde aus dem Internet über den Link zum "Institut für Journalistik der Universität Dortmund (Medien)" auf der Suche-Homepage mit Klassen aus der Unter- und Mittelstufe Informationen bei verschiedenen Tageszeitungen in Deutschland ausgewertet, in den oberen Jahrgängen haben wir uns über den "AJR News Link" hauptsächlich mit Berichten in amerikanischen Tageszeitungen beschäftigt. Dabei ist eine Web-Site mit Texten, Bildern und einer Chronik der Ereignisse in deutscher und englischer Sprache entstanden, die in den folgenden Tagen in den Unterricht mit einbezogen wurde.

In der Homepage "Wirtschaft" befinden sich u. a. Links zu Wirtschaftsforsschungsinstituten sowie Links zu tabellarisch aufgeführten gesamtwirtschaftlichen Zeitreihen des Statistischen Bundesamtes. Dieser Direktzugriff z. B. zu Arbeitsmarktdaten oder Preisindizes macht es möglich, im Wirtschaftskundeunterricht aktuelle Konjunkturindikatoren direkt aufzurufen.
Ebenso verhält es sich mit einem Direktzugriff zur Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, ZMP. Hier erhält man schnell Informationen zu Märkten und Preisen.
Diese beiden Beispiele zeigen besonders für das Fach Wirtschaft die Notwendigkeit, laufend benötigte aktuelle Informationen schnell durch Recherche-Links zugänglich zu machen.

Die "Staat/Politik"-Homepage ist u. a. für eine weltweite Informationsnachfrage bei Statistischen Ämtern anzuwenden. Außerdem sind Zugriffe auf die einzelnen Bundesländer in Deutschland mit den Kategorien: "Landes-Web-Site", "Landesparlament", "Landesregierung" und "Statistisches Landesamt" möglich. Über diese Links können schnell Recherchen über einzelne Politikbereiche in einzelnen Bundesländern vorgenommen werden.

Die "Regionen"-Homepage ist Grundlage des täglichen Erdkundeunterrichts. Ob es um Karten, Länderberichte, Wappen und Flaggen oder um Nationalhymnen geht, hier hat man einen schnellen Zugang zu den für den Unterricht benötigten Informationen.

Link-Homepages zu einer bestimmten Unterrichtsthematik
Im Erdkundeunterricht beschäftigt man sich regelmäßig mit "Land und Leuten" einer bestimmten Region. Um die vielschichtigen Informationen zu einer Region darzustellen, dienen in der Regel im Netz vorhandene Länderberichte, die über die "Regionen"-Homepage aufgerufen werden können. Diese Darstellungen sind für bestimmte Fragestellungen aber teilweise zu knapp, zu abstrakt, oder wesentliche Informationen sind auf den Seiten auch nicht vorhanden. Auf Link-Homepages werden nun Internetadressen angeboten, die z. B. die Bereiche Geschichte, Religion, Sport, Sitten und Gebräuche, Bildungswesen, Natur, Handwerk, politisches System beinhalten. Auf der Grundlage dieser Links können dann gezielt Recherchen zu bestimmten Themenbereichen vorgenommen werden. Da sich die Adressen dieser Seiten ständig ändern, müssen diese Homepages vor einem Unterrichtseinsatz "gepflegt" werden, d. h. die Gültigkeit der Verknüpfungen muss überprüft werden.
Beispielhaft sollen später behandelt werden "Schleswig-Holstein - Land und Leute", "Japan" und "New York".
Für den Politikbereich "Entwicklungshilfe im World Wide Web" haben Schüler Links zur Entwicklungshilfepolitik in der Bundesrepublik Deutschland, zu Kanada und zu privaten Organisationen in der BRD zusammengestellt.

Link-Homepages als Quellensammlung für Projektarbeiten, Referate und Vorträge
Typisch für diese Homepages ist z. B. eine Jahresarbeit "Produktinformationen im World Wide Web: Kakao". Diese Rohstoff-Links haben vom Aufbau her immer eine ähnliche Struktur. So gibt es Verknüpfungen zur Geschichte und Verwendung der Pflanze, zu Vegetationsbedingungen und zur regionalen Verbreitung, dann folgen Statistiken, Marktberichte, Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen sowie Interessenverbände.

Bei Referaten und Vorträgen dienen Link-Homepages einer gezielten Vorbereitung für die Zuhörer. Im Rahmen der "Holsteiner Gespräche" an der Max-Planck-Schule zur Thematik "Die Ostseeregion-Perspektiven und Chancen" mit u. a. dem früheren polnischen Botschafter Janusz Reiter und dem früheren Arbeitsminister Norbert Blüm habe ich auf der Grundlage einer von mir vorbereiteten Link-Homepage "Land und Leute im World Wide Web - Der Ostseeraum" mit Schülern der Oberstufe vor der Veranstaltung intensiv über die Thematik gesprochen. Auf der Veranstaltung selbst konnten die Schüler dann an der anschließenden Diskussion mit großem Hintergrundwissen teilnehmen. Bei diesen Recherche-Links haben Schüler erfahren müssen, dass die Ostseeanrainerstaaten sämtliche Informationen auch in englischer Sprache veröffentlichen. Nur bei Beherrschung der englischen Sprache kann dieses Informationsangebot somit genutzt werden. Außerdem haben wir bei der Recherche festgestellt, dass finnische Web-Sites sehr umfassend über gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Gegebenheiten in Russland und den baltischen Staaten berichten.



   Ein regelmäßiger Einsatz des Internets und des HTML-Editors erfolgt bei der Anfertigung von aktuellen und technischen Berichten sowie bei zusammenfassenden Berichten über Themen in Filmbeiträgen. Über das Internet gebe ich i. d. R. die Gliederung einer Thematik, die im Unterricht besprochen wurde, über eine der Klasse zur Verfügung stehende Adresse bekannt. Die Schüler übernehmen diese Gliederung und erstellen für ihren Bericht eine Homepage, wobei sie zusätzliche Informationen aus dem Netz in die Arbeit einfügen können. Das sind Texte, Bilder, Grafiken oder statistische Tabellen. Manche hoch motivierte Schüler erstellen auch eine Web-Site mit mehreren Homepages und beziehen in einem Grafikprogramm selbst gefertigte sowie aus Fachzeitschriften gescannte Bilder in die Ausarbeitung mit ein. Besonders gelungene Beiträge werden dann im Netz veröffentlicht.

   Ein besonders umfangreicher Internet-Einsatz im Unterricht erfolgt bei der Darstellung einer Staatsordnung in einer Web-Site. Die üblicherweise als "Kästen" dargestellten Organe eines Staates werden mit Textinhalten versehen und die Bezeichnung der Kästchen dienen der Verknüpfung zu selbst erstellten vertiefenden Homepages mit Grafiken oder Texten sowie einer Direktverlinkung zu den entsprechenden Körperschaften des Staates. Die später vorgestellte EU-Web-Site hat bis zur vorläufigen Fertigstellung mehr als ein halbes Jahr gedauert.

   Die Möglichkeiten eines Einsatz des Internts im Unterricht ist unbegrenzt. Der Fantasie des Lehrers sind keine Grenzen gesetzt. Einige Beispiele seien hier noch aufgeführt, wie von mir das Internet in den Unterricht einbezogen wird.

  • Vergleich der Darstellung von Unternehmen im Internet ("Welcome to Mall of America" und "Centro Oberhausen")
  • Neustukturierung einer unternehmerischen Web-Site nach einem selbst erstellten Schaubild als Startseite
  • Homepages zu bestimmten Politikbereichen
  • Definitionen-Homepages
  • Anleitungs-Homepages
  • Präsentations-Musterhomepages
  • Link-Homepages über das "Mind-Mapping"


Durchführung von Internetprojekten

   Der Editor Phase 5 kommt bei mir, wenn möglich, schon in jeder Vertretungsstunde bei Klassen/Kursen, die ich noch nicht unterrichtet habe, zum Einsatz. Ab Klassenstufe 7 bedient den Rechner aus pädagogischen Gründen i. d. R.eine Schülerin mit Kenntnissen in einem Schreibprogramm. Der Rest der Schüler verfolgt über den Beamer die Entwicklung einer Homepage im Editor nach meinen Anweisungen. Diese erste Homepage hat ein Hobby der Schülerin, bei den Mädchen i. d. R. das Reiten, zur Grundlage. Es wird zunächst nur im Editor geschrieben. Zur Anwendung kommen:
Anlage einer neuen Seite mit dem HTML-Grundgerüst und Speicherung der Datei "pferde.html" in dem angelegten Ordner "Pferde", Hintergrundfarbe, Textfarbe, Fettschrift, zentrierte Schrift, Überschrift, Umbruch.
Dann wird parallel zum Online-Arbeiten übergegangen. In die Suchmaschine GOOGLE werden die Suchwort "horses pictures" eingegeben, um ein Pferdebild in die Homepage einzubinden. Die ersten 10 von ca. 500.000 Internetadressen geben schon gute Ergebnisse. Mit Begeisterung wählen Schüler für die Homepage ein geeignetes Bild aus, welches dann über die rechte Maustaste in dem angelegten Ordner "Pferde" gespeichert wird. Danach wechseln wir in den Editor, um das Bild aus dem Ordner in die Homepage zu integrieren. Dann wird wieder Online gearbeitet. Jetzt geht es um die Erfassung der Internetadresse der Pferdequelle. Die Adresse wird online kopiert und im Editor nach einem Klick auf "Link setzen" in die Homepage eingefügt. Danach wird nur noch der entsprechende Link-Text zu der Adresse gesetzt.
Im Anschluss an dieses "Link-Setzen" folgt in GOOGLE die Suche nach "horses links", "horses online" oder "horses virtual library". Bei einem brauchbaren Ergebnis kopieren wir aus dem Quellcode die entsprechenden Zeilen und fügen sie im Editor auf unsere Pferde-Homepage ein. Die erste Homepage ist fertig.

Die Beherrschung dieses Verfahrens ist von erheblicher Bedeutung, da Schüler schon zu Beginn lernen müssen, nur bei zugriffsbereiter Homepage im Editor mit dem Internet zu arbeiten. So können Internetadressen - ohne Zwischenablage der Adressen in Favoriten oder Bookmarks - oder Bilder und Texte sofort für eine spätere Informationsverarbeitung erfasst werden.

Bei einer guten Schülerin schaffe ich das obige Programm von Klassenstufe 7 an in ca. 45 Minuten. Danach gebe ich den Schülern die Internetadresse, unter der die Homepage noch am gleichen Tag im Netz aufgerufen werden kann.

   Begonnen haben wir mit diesen Homepages im Rahmen von Projekttagen im Juli 1999.
Die Homepage "Land und Leute im World Wide Web-Schleswig-Holstein" zeigt die typische strukturelle Grundlage für diese Art der Recherche-Links.
Man beginnt mit Karten/Maps, dann folgen Naturräumliche Vielfalt und Geschichte. Das sind zunächst typische Themen aus dem Erdkunde- und Geschichtsunterricht. Danach werden Links angeboten zu Schleswig-Holstein in Zahlen, Staat & Politik sowie Wirtschaft. Zum Schluss muss unter Sonstiges auch etwas Kulturelles zum Schmunzeln angeboten werden, wie American/Schleswig-Holstein Heritage Society-Plattdüütsch Web-Ring und "Gud dai,leev Surfer"-Friesisch für Anfänger.

Man muss bei allen Angeboten an Internetadressen immer berücksichtigen, dass die Recherche-Links auch zu Hause von den Eltern der Schüler betrachtet werden, und diese über ihre Kinder mit dem Internet vielleicht erst vertraut gemacht werden müssen.

Die Schleswig-Holstein-Links sind dann zur Landtagswahl am 27.2.2000 zu Beginn erweitert worden, so dass in allen Klassen über das Internet Recherchen vor und nach der Wahl vorgenommen werden konnten.


Eine vergleichbare Vorgehensweise erfolgte im Rahmen eines Projektkurses im 13. Jahrgang Ende 1999, in dem drei Schüler eine Homepage N e w Y o r k im World Wide Web entworfen haben. Besondere Merkmale dieser Arbeit sind:
  • Umfang von 8 DIN A4-Seiten,
  • Zeittafel der Geschichte mit Links zu Homepages und Web-Sites über die Ereignisse,
  • Statistische Daten mit Links zu Bevölkerungsverteilung, Einkommensverteilung, Bildungsstand der erwachsenen Bevölkerung, Haushaltstypen und Pendler.

Bei der Japan-Web-Site einer 9. Klasse im Frühjahr 2001 haben Schüler auf der Grundlage von Recherche-Links über Japan und eines Heftes über Japan von der Informationszentrale für politische Bildung Berichte über Japan geschrieben. Es gibt im Netz eine Einführungsseite, die auf eine bebilderte mit der japanischen Nationalhymne versehene Start-Homepage führt. Hier gibt es dann die Verknüpfungen zu den verschiedenen bearbeiteten Themen.

Diese Art der Verarbeitung von Informationen wird zukünftig die Regel sein, d. h. Informationen aus dem Netz und aus Printmedien werden in Gruppenarbeit themenbezogen in internetfähigen Dokumenten vernetzt und als Web-Site im Internet veröffentlicht.

Im Projektkurs des 13. Jahrgangs wurden Ende 1999 für die Vorbereitung zu regelmäßig wiederkehrenden Abituraufgaben zur Entwicklungshilfe im Fach Erdkunde drei Link-Homepages zu dieser Thematik entworfen, die "Entwicklungshilfe im World Wide Web" - Bundesrepublik Deutschland, - Private Organisationen in der BRD und - Kanada. Ziel war es, nach einer vorgegebenen Struktur Informationen im Netz zur Entwicklungshilfe durch Links schnell zugänglich zu machen. Am Anfang standen die Ziele der Entwicklungshilfe, dann folgten Landesdaten, statistische Daten sowie Daten zur Organisation der Entwicklungshilfe, zum Schluss gab es Verknüpfungen zu Entwicklungshilfeprojekten.

Besonders um ordnungs-, ablaufs- und strukturpolitische Handlungsweisen von Gebietskörperschaften nachvollziehen sowie Maßnahmen von privatrechtlichen Körperschaften in ein politisches Umfeld einordnen zu können, ist ein konzeptionell aufbereitetes Informationsangebot zu bestimmten Politikbereichen im Internet besonders wichtig. In einer pluralistischen Gesellschaft ist es für den Bildungsbereich wünschenswert, dass das ganze Spektrum politischer Einflussnahmen auf bestimmte gesellschaftliche Bereiche in gut strukturierten Web-Sites im Internet zugänglich gemacht wird.

Im 12. Jahrgang müssen Schüler im Fach Wirtschaft/Politik zu Beginn des Schuljahres zur Thematik "Die Unternehmung" einen Bericht über den Herstellungsprozess eines Produktes schreiben. Entweder geht es um die Herstellung einer Fahrradkette (Filmbericht) oder um die Fertigung einer Kabelanschlussschnur (eigene Demonstration). Die Aufgaben sind i. d. R. folgende:
1. Erfassen und Ordnen der Produktionsfaktoren
2. Beschreibung des Produktionsprozesses
3. Marketingüberlegungen zum Absatz des Fertigprodukts

Die Schüler lösen die Aufgabe im Editor, wobei von Schülern, die ein Zeichenprogramm beherrschen, selbst erstellte Zeichnungen in die Arbeit mit einbezogen werden. Andere Schüler suchen im Netz für ihre Homepage bei Maschinenbauunternehmen oder Maschinenhändlern zum Bericht passende Bilder von Maschinen oder maschinellen Anlagen. Es werden auch aus Fachzeitschriften gescannte Bilder für die Arbeit verwendet.

Bei einem Internet-Projekt in einer 7. Klasse, sollten die Schüler nach einem Filmbericht über Tankerunfälle an der Küste der Normandie einen Bericht über die Verschmutzung der Meere im Quellcode schreiben. Die Gliederung der Homepage wurde von mir im Internet vorgegeben. Mehrere Schüler haben die Thematik zum Anlass genommen, um im Internet nach Bildern und anderen Informationen zu den im Film dargestellten Tankerunglücken zu suchen. Mit ihren Ergebnissen haben sie anschauliche Homepages entworfen.

Ölkatastrophen an der bretonischen Küste (Julia Katharina Löser),
Ölunfälle auf dem Meer (Christian König)

Projekte, die das Schreiben von Berichten im Quellcode zur Grundlage haben, sind dann für einen Internet-Unterricht besonders geeignet, wenn sie Schüler zur eigenständigen häuslichen Recherche im Internet anregen, wobei ihre Fähigkeiten im Umgang mit einem Gafikprogramm in eine Ausarbeitung mit einbezogen und/oder zur Verfügung stehende Geräte (Scanner, digitaler Fotoapparat) genutzt werden können.

Besonders aufwändig sind Projekte, bei denen alle Schüler zu einer bestimmten umfangreichen Thematik zu Hause Homepages entwerfen müssen, die dann zu einer Web-Site zusammengefügt werden. Schwierigkeiten mit dem Layout im HTML-Editor müssen überwunden werden, da wegen der notwendigen Vollständigkeit der Internetdokumente kein Schüler auf ein Schreibprogramm oder handschriftliche Aufgabenlösungen ausweichen kann. Außerdem entsteht ein erhöhter Wettbewerbsdruck, da das Spektrum der Qualität von inhaltlichen und gestalterischen Arbeitsergebnissen sehr breit ist und die Präsentation im Internet gewissenhaftes Arbeiten erforderlich macht.

Im Rahmen der Unterrichtsthematik "Die Europäische Union" habe ich ein übliches Schaubild zur Staatsordnung der EU als Startseite einer Web-Site verwendet. Die Überschriften der "Kästen" beinhalteten Links zu den Organen der Europäischen Gemeinschaft und zu im Netz vorhandene - das Organ betreffende - ergänzende Schaubilder. Mit Hilfe des Heftes aus den "Informationen zur politischen Bildung" (Bundeszentrale für politische Bildung), "Die Europäische Union", haben je zwei Schüler die "Freiflächen" der "Kästen" mit erklärenden Texten zu den Organen der EU ausgefüllt. Dann haben sie nach einer Musterseite eines "Nicht-EU-Landes", "Die Schweiz", Homepages zu den einzelnen Mitgliedsländern der EU unter Benutzung der "Recherche-Links-Regionen" erstellt. Die Links zu diesen Ländern wurden in einer Tabelle im untersten Teil des Schaubildes eingeordnet. Das Besondere an diesen Länder-Homepages sollte zum einen ein farbliches Layout in den Farben der Landesflagge sein und zum anderen die Mischung aus Textinformationen und statistischen Daten in englischer und deutscher Sprache. Außerdem sollte beim Aufrufen der Seite die Nationalhymne gespielt werden, und ein Link sollte zur Karte des Landes führen.

Durch die Veröffentlichung von Arbeitsergebnissen im Internet wird der Schüler durch die Angabe seines Namens als Autor eines Dokuments dazu "gezwungen", inhaltlich gewissenhaft zu arbeiten und sein Ergebnisse optimal zu präsentieren. Falls das Dokument nicht unter einer eigenen Internetadresse abgelegt werden kann, hat er später kaum eine Möglichkeit, sein "Werk" zu korrigieren.

Ziel dieses Projektkurses eines 13. Jahrgangs im Schuljahr 2000/2001 war die Bildung von Web-Sites, die als Hintergrundinformationen für die verschiedensten Politikbereiche im Unterricht verwendet werden können. Folgende Web-Sites sind bei www.mps-kiel.de veröffentlicht:
  • BSE
  • The Human Genome Projekt
  • Die Windenergie
  • Die Raumstation ISS
  • Der Transrapid
  • Der Airbus A380
  • Der Flughafen Kiel
  • Die Ostseeautobahn A20
  • Aids
Die Beiträge sind hinsichtlich ihres Inhaltes und ihres Layouts sehr unterschiedlich. Bei vielen Arbeiten ist aber zu erkennen, dass die Schüler sehr viel Arbeit in das Projekt investiert haben und in die Thematik tief eingestiegen sind. Einige Web-Sites sind sehr übersichtlich strukturiert und professionell gestaltet.

Bei der Auswahl von Projektthemen und der Formulierung von Aufgabenstellungen ist immer darauf zu achten, dass das Spektrum der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit von Schülern berücksichtigt wird. Die Aufgabenstellung darf nie so eng sein, dass besonders leistungsfähige Schüler ihre Fähigkeiten nicht zeigen können.

Ziel der gesamten Internetarbeit an einer Schule muss es sein, Schüler zu einer Professionalität bei der Erstellung von Inhalt, Stuktur und Layout einer Web-Site hinzuführen.

Die Raumstation ISS (Christopher Seubert)
Die Windenergie(Lars Claußen)

   Die Bildungspolitik wird, nachdem alle Schulen "am Netzt" sind, aus Mangel an medienkompetenten politischen Entscheidungsträgern in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein, die Arbeit mit dem Internet im Unterricht organisatorisch und inhaltlich zu gestalten. Dieses wird man zunächst der Eigenverantwortung einer Schule überlassen müssen. Daher wird der Internet-Einsatz im Unterricht meiner Meinung nach in naher Zukunft nur von einigen wenigen begeisterungsfähigen Lehrern bestimmt werden, die mit Fantasie unabhängig von bildungspolitischen Vorgaben medienkompetent ihren Unterricht gestalten.

Folgende grundlegende Sachverhalte sollten die zukünftige Bildungspolitik mit Bezug auf einen Interneteinsatz im Unterricht bestimmen:
Ein dynamischer und fächerübergreifender Interneteinsatz im Schulunterricht lässt sich heutzutage in einem Bildungssystem nur von unten - im Sinne einer "fraktalen Unternehmung" - unter Beteiligung engagierter, innovativer und medienkompetenter Lehrer und Schüler in Teamarbeit durchführen.
Die Hauptzielsetzung, die diesem Konzept zu Grunde liegt, ist das Handeln im Sinne einer Fraktalen Fabrik.
"Fraktale Fabrik definieren wir als ein offenes System, welches aus selbständig agierenden und in ihrer Zielausrichtung selbstähnlichen Einheiten - den Fraktalen - besteht und durch dynamische Organisationsstrukturen einen vitalen Organismus bildet. Das Bild der "Fraktalen Fabrik" lehnt sich eng an die Mathematik der Fraktale zum Beschreiben natürlicher Strukturen an. Aus der Definition gehen drei wesentliche Eigenschaften von Fraktalen hervor: Selbstorganisation, Selbstähnlichkeit und Dynamik."
(Onlinequelle: http://iaf2.mb.uni-magdeburg.de /kuehnle/paradigmenwechsel.html, Die Fraktale Fabrik-Paradigmenwechsel, Hermann Kühnle)
"Ihr wichtigstes Merkmal ist die Selbstähnlichkeit; jede Mitarbeitergruppe versteht sich als Dienstleister der Kollegen und löst ihre Aufgaben ganzheitlich inklusive Qualitätskontrolle. Alles geht von der Gruppe aus, und höhere Ordnungszustände entstehen aus den niedrigeren - also gerade umgekehrt wie im Tayloristischen System. [...]
Der effektiv höhere Komplexitätsgrad der Strukturen erlaubt es, die Kreativität der Mitarbeiter (Anm.: siehe ® Kreativitätskiller) nutzbar zu machen, wobei im lernfähigen System eine optimierende Selbstorganisation in Gang kommt." (Onlinequelle: http://www.viability.ch/lexikon.html: Betriebswirtschaftliche Fachausdrücke)

Allein dieses Handeln im Sinne von "Fraktalen" als Balance zwischen Chaos und Determinismus ist langfristig in der Lage, die aus dem Interneteinsatz im Schulunterricht sich ergebenden bildungspolitische Probleme von  u n t e n  her dynamisch zu lösen.
Die traditionellen Strukturen bei der Entwicklung von Lehrplänen berücksichtigen dabei viel zu wenig die Dynamik, die das Internet auf den Unterricht in der Zukunft ausüben wird. Primäres Ziel einer Multimedia-Ausbildung von Schülern muss es sein, dass sie mit ihrem erworbenen Wissen Daten und Informationen beschaffen, verknüpfen und präsentieren können.

Die Ausbildung von Lehrern in den neuen Medien lässt sich bei Berücksichtigung ihrer Medienkompetenz mit wenig Aufwand hauptsächlich schulintern durchführen, wenn Lehrplaninhalte in einem Schulinformationsnetz parallel zur Verfügung gestellt werden und die Lehrer in einer Übergangszeit sich in Lehrer- und Fachkonferenzen "zwangsweise" mit den neuen Medien und ihrem Einsatz im Unterricht beschäftigen müssen. Referendare können bei fehlender Lehrerkompetenz an Schulen zum "Motor" der Entwicklung werden. Medienkompetente Schüler und Eltern sollten -im Sinne von "Fraktalen"- in den internen Ausbildungsprozess mit einbezogen werden.
Eine externe Ausbildung von Lehrern z. B. im Umgang mit PC und Internet kann auch in Unternehmen (z. B. bei Kreditinstituten und Versicherungen) gemeinsam mit Arbeitnehmern erfolgen und ist besonders zu fördern. Die externe staatliche Medienausbildung sollte lehrplanbezogen, fächerübergreifend und leistungsorientiert erfolgen.

Das Kultusministerium hat mit einem Schulinformationsnetz die Aufgabe, digitalisierte Informationsquellen strukturiert sowie lehrer- und schülergerecht in Homepages und Web-Sites allen Schulen im Land zugänglich zu machen. Die Quellen stammen dabei aus den Fachordnern der Schulen, aus fachbezogenen Bildungsinhalten im Internet sowie aus digitalisierten kommerziellen Bildungsangeboten. Besonders wichtig ist es, dass bei dem Informationsangebot in den Schulen für Schüler die Möglichkeit zur Interaktivität erhalten bleibt. Dieses Netz ist in Verbindung mit der Referendarausbildung nach fächerübergreifenden Gesichtspunkten einzurichten. Über Chat-Rooms wird der ständige Kontakt der Lehrer untereinander gefördert.

Investitionen sollten aus Gründen einer "Initialzündung" als Motor einer Entwicklung zunächst an solchen Schulen vorgenommen werden, an denen besonders kreative, teamfähige und medienkompetente Lehrer unterrichten und möglichst viele Schüler einen Internetanschluss haben. Hier reichen dann neben den schon vorhandenen Medien zunächst in ausgewählten Fachräumen ein Computer mit Internetanschluss, ein Beamer und ein Videorekorder.

Die Schulleiter haben jährlich an das Kultusministerium einen Bericht über die Medienausstattung der Schule, ihre Nutzung und die Medienkompetenz ihrer Lehrer als Grundlage für die Durchsetzung eines Multimedia-Bildungskonzeptes abzugeben.

Ausblick

Nur durch ein innovatives Handeln auf allen Entscheidungsebenen wird es gelingen, das Internet in die Gesellschaft zu integrieren.

"Der Begriff der Innovation meint „schöpferische Zerstörung“ im Sinne von J. Schumpeter (Schumpeter 1911/1964: 2441). Ökonomische Ressourcen werden nicht länger in gewohnter Weise kombiniert. Vielmehr wird nach Wegen gesucht, die vorhandenen Mittel auf neuartige Weise zu kombinieren und dadurch eine Effizienzsteigerung zu bewirken."
(Onlinequelle Schumpeter: "http://www.dse.de/zeitschr/ez7899-7.htm")

Kiel, 26. September 2001