Max-Planck-Schule Kiel
Interneteinsatz im Unterricht (2004)



AFGHANISTAN



1.Länderinformation

Ländername
Afghanistan, Islamischer Staat Afghanistan, Übergangs-Staat Afghanistan, Islamischer Übergangs-Staat Afghanistan (alle Bezeichnungen werden von offizieller Seite verwendet)

Lage
Asien, grenzend an Turkmenistan, Tadschikistan, Usbekistan (im Norden), China und Pakistan (im Osten und Süden), Iran (im Westen)

Größe des Landes 652 000 qkm

Hauptstadt Kabul (2,8 Mio. Einwohner, geschätzt)

Bevölkerung
27,8 Mio. Einwohner (geschätzt 2002), davon 38% Paschtunen, 25% Tadschiken, 19% Hazara, 6% Usbeken, 12% kleinere ethnische Gruppen (Turkmenen, Baluchi, Nuristani u.a.)

Landessprachen Dari (50%), Paschtu (35%), und weitere Stammessprachen

Religionen Muslime (99%, davon 84% Sunniten und 15% Schiiten), sonstige 1%

Nationaltag 27.04. (Tag der Revolution) 18.08. (Unabhängigkeitstag)

Unabhängigkeit 10.08.1919 (von Großbritannien; Vertrag von Rawalpindi)

Regierungsform Republik, Interimsregierung (30 Minister), 4 Vizepräsidenten von Loya Jirga im Juni bestätigt.

Staatsoberhaupt und Regierungschef
Hamid Karzai nimmt als Präsident auch die Rolle des "Regierungschefs" wahr. Er hat fünf Vizepräsidenten ernannt, von denen einer, der Paschtune Abdul Haji Qadir, im Juli 2002 ermordet wurde.

Außenminister Dr. Abdullah Abdullah

Parlament
Die Nationalversammlung aus zwei Kammern wurde 1992 aufgelöst. Nach dem Fall des Taliban-Regimes und mit der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Interimsadministration (Dezember 2001) wurde im Juni 2002 eine Sonder-Loya-Jirga (traditionelle Ratsversammlung) durchgeführt. Diese hat für die Dauer von 18 Monaten eine Übergangsregierung bestellt, die abermals eine Loya Jirga als verfassungsgebende Ratsversammlung einberufen wird, welche für die Abhaltung der allgemeinen Wahlen spätestens im Sommer 2004 zuständig sein wird.

Aktuelle wirtschaftliche Lage
Nach dem 23jährigen Bürgerkrieg und dem Sturz der Talibanregierung war das Land physisch und gesellschaftlich zerstört. Anhaltende Gewaltbereitschaft vieler militanter Gruppen und Einzeltäter erschweren in weiten Teilen des Landes auch derzeit noch den wirtschaftlichen Wiederaufbau. Viele Industrieanlagen müssen vollkommen neu errichtet werden, das gilt auch für Stromerzeugung und Wasserbewirtschaftung. Ohne Hilfe von außen kann Afghanistan diese Probleme nicht bewältigen. Die internationale Gebergemeinschaft hatte sich deshalb in der Tokyoter Konferenz (Januar 2002) dazu verpflichtet, Afghanistan auch beim physischen Wiederaufbau und der Wiederherstellung wirtschaftlicher Grundbedingungen zu helfen. Von den damals zugesagten 2 Mrd. USD (für 2002) sind ca. 70 % schon nach Afghanistan geflossen oder für Wiederaufbauprojekte festgelegt. Der von Bundeskanzler Schröder während seines Afghanistan-Besuchs zugesagte deutsche Berater bei der afghanischen Regierung für die Förderung von Investitionen und Handel hat seine Arbeit inzwischen erfolgreich aufgenommen und ein Konzept für eine Investitionsagentur und für Investitionsgesetzgebung entwickelt.

Wirtschaftssektoren
Ein Großteil der afghanischen Wirtschaft ist agrarisch bestimmt. Haupternährungsgetreide ist Weizen, der zumeist auf bewässerten Feldern im Winter gedeiht. Baumwolle war vor dem Bürgerkrieg das wichtigste Rohexportprodukt. Des weiteren werden Früchte, insbesondere Weintrauben und Melonen angebaut. Auch der Handel mit Häuten, Zellen und die Verarbeitung von Karakul-Lamm-Wolle bildeten früher ein Rückgrat des Exports. Die landwirtschaftliche Produktion ist jedoch seit dem Bürgerkrieg um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Der Wiederaufbauprozess im Landwirtschaftssektor wird durch die Zerstörung der Bewässerungskanäle und die Existenz zahlreicher noch nicht explodierter Minen erschwert.

Infrastruktur
Die industrielle Entwicklung ist nur rudimentär vorhanden und beschränkt sich meistens auf Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Die Straßen sind meistens in einem schlechten Zustand. In jüngster Zeit hat die internationale Gebergemeinschaft begonnen, sich dieses Problems durch Erneuerung des Überlandstraßensystems anzunehmen. Die Stromversorgung bleibt weit hinter der Nachfrage zurück und ist unzuverlässig.
weitere Informationen:
www.erdkunde-online.de

2.Geschichte

Grundlagen zur jüngsten politischen Geschichte

1843 - 1863 Dost Mohammad begründet Afghanistan in seinem heutigen Umfang
1893 Vertrag mit England betreffend Durand-Linie, d. h. die Ostgrenze wird willkürlich durch das Gebiet der Paschtunenstämme gelegt. Der afghanische Emir Abdur Rahman stimmt unter englischem Druck zu
August 1919 Ende des britischen Protektorats über Afghanistan
28.02.1921 Freundschaftsvertrag zwischen der RSFSR und Afghanistan, der militärische und politische Abkommen mit Dritten ausschließt. Kabul erhält von Moskau finanzielle und technische Hilfe.
31.08.1926 Neutralitäts- und Nichtangriffsvertrag zwischen der UdSSR und Afghanistan (Laufzeit drei Jahre)
24.06.1929 Erneuerung des ausgelaufenen Neutralitäts- und Nichtangriffsvertrages zwischen der UdSSR und Afghanistan (Laufzeit 5 Jahre).
1931 Afghanistan wird konstitutionelle Monarchie
1947 Aufteilung von Britisch-Indien. Die afghanische Regierung vertritt die Auffassung, die Bevölkerung zwischen der afghanischen Grenze und dem Indus seien Afghanen und sollten selbst bestimmen, wem sie sich anschließen wollten. Pakistan ist gegen solche Selbstbestimmungspläne (Paschtunistan).
1949 - 1950 Grenzzwischenfälle mit Pakistan wegen der Paschtunistan-Frage und Handelsblockade durch Pakistan.
17.07.1950 1. Transit-Abkommen mit der UdSSR
Januar 1952 Einstellung der wirtschaftlichen und technischen Hilfe sowie Militärunterstützung durch die USA, da Afghanistan nicht den Militärpakten CENTO und SEATO beitreten will
06.09.1953 Mohammad Daud ("Roter Prinz") wird Premierminister
21.06.1955 2. Transitabkommen mit der UdSSR (Inhalt: u. a. Ausbau der Salang-Straße und des Flußhafens am Amu Darya)
1955 Erneute Blockade durch Pakistan (Paschtunistanfrage)
Dezember 1955 Bulganin und Chruschtschow zu Besuch in Kabul (25 Mio. USD Militärhilfe und 100 Mio. USD Kredit für den 1. Fünfjahresplan ab 1956)
18.02.1956 Neues Wirtschaftshilfeabkommen mit den USA
1961 Erneute Grenzschließung durch Pakistan
09.03.1963 Rücktritt von Premierminister Daud
01.10.1964 Neue demokratische Verfassung tritt in Kraft
1965 Parlamentswahlen
17.07.1973 Unblutiger Staatsstreich und Sturz von König Mohammad Zahir Shah (auf Auslandsreise). Die Republik wird ausgerufen und der einstige Premier Daud zum Präsidenten ernannt
27.04.1978 Militärputsch gegen Daud. Taraki wird neuer Präsident und Amin zweiter Mann im Staat
05.12.1978 Unterzeichnung eines Vertrages über "Freundschaft, gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit" durch Taraki in Moskau
14.09.1979 Amin stürzt Taraki
24. – 27.12.1979 Sowjetische Invasion. Amin wird ermordet und Karmal neuer Präsident
Mai 1986 Dr. Mohammad Najibullah löst Babrak Karmal als GS der DVPA ab
November 1986 Babrak Karmal verliert auch Amt des Präsidenten des Revolutionsrates (Staatsoberhaupt). Seit 1987 Exil in der SU.
November 1987 Loya Jirgah verabschiedet Verfassung der "Republik Afghanistan" und wählt GS Najibullah zum Staatspräsidenten
14.04.1989 Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan
1992 Sturz Najibullahs durch Mujaheddin. Professor Burhannudin Rabbani wird Präsident
1993 Die Taliban Miliz entsteht mit pakistanischer Unterstützung. Dostum und Hekmatyar kämpfen gegen die Regierung Rabbanis.
1995 Massive Siege der Taliban.
1996 Hekmatyar und Rabbani unterzeichnen Friedenspakt. Hekmatyar wird Premierminister. Im September ergreifen die Taliban unter Mullah Omar die Macht in Kabul und verdrängen die Regierung Rabbanis, auf ca 10 % des Territoriums im Norden des Landes. Osama Bin Laden und seine Organisation Al Qaida gewinnen zunehmend Einfluß auf die Politik Mullah Omars.
2001 Als Reaktion auf die Angriffe vom 11. September 2001 greift die "Globale Koalition gegen den Terror" unter Führung der USA und Großbritanniens in Afghanistan die Taliban und Al Qaida an und treibt diese zur Flucht.
Januar 2002 Hamid Karzai übernimmt die Übergangsregierung.
Juni 2002 Eine Loya Jirga (Große Stammesversammlung) bestätigt Karzai als Präsidenten der "ATA" (Afghan Transitional Authority).

3.Politik

a)Deutsch-afghanische Beziehungen

Politische Beziehungen
Die deutsch-afghanischen Beziehungen haben eine lange und positive Geschichte. Deutschland bietet fast 90.000 Menschen afghanischer Abstammung eine zweite Heimat - mehr als jedes andere Land Europas. Die deutsche Botschaft in Kabul war seit 1989 nicht mehr operativ tätig. Sie wurde Anfang Dezember 2001 zunächst als "Deutsches Verbindungsbüro" wiedereröffnet. Der seit dem 9. Januar 2002 offiziell akkreditierte deutsche Botschafter hat als erster ausländischer Missionschef der Übergangsadministration sein Beglaubigungsschreiben überreicht. Er unterhält enge Kontakte zur Regierung und betreut Projekte der deutschen humanitären Hilfe und des Wiederaufbaus. Auf der Basis des Bundestagsbeschlusses vom 24.10.03 verstärkt Deutschland sein Engagement in Afghanistan und richtet im Herbst 2003 zwei Außenstellen der Botschaft Kabul in Kundus und Herat ein. In der Region Kundus richtet Deutschland des Weiteren ein regionales Wiederaufbauteam (PRT) mit einer militärischen Komponente der Bundeswehr unter dem Mandat der internationalen Schutztruppe ISAF ein - eine so genannte ISAF-Insel.
weitere Informationen:
Auswärtiges Amt

b)Beziehungen zur EU

Auswärtiges Amt

c)Innenpolitik

Politische Neuordnung
Die militärischen Aktionen der Internationalen Koalition zur Bekämpfung des Terrorismus, die mit Luftangriffen gegen militärische Ziele und terroristische Netzwerke in Afghanistan am 07. Oktober 2001 begannen, haben einer politischen Neuordnung des Landes den Weg bereitet. Ein erster großer Schritt waren die Petersberg-Konferenz der Vereinten Nationen , die auf Einladung der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Königswinter vom 27. November bis bis zum 5. Dezember 2001 stattfand. Ziel der Petersberger Verhandlungen war die Schaffung legitimer und repräsentativer Institutionen als solide Grundlage für den weiteren Fortgang des Friedensprozesses. Das Ergebnis der Petersberg-Konferenz war die "Vereinbarung über vorläufige Regelungen in Afghanistan bis zu Wiederherstellung dauerhafter staatlicher Institutionen". Die zweite Petersberger Konferenz vom 02. 12. 2002 hat diese Ziele bestätigt, den beschleunigten Aufbau afghanischer Sicherheitsstrukturen- vor allem der der Zentralregierung verpflichteten multiethnischen afghanischen Nationalarmee- beschlossen und zu einem Vertrag über gutnachbarschaftliche Beziehungen zu allen Anrainerstaaten geführt.

4.Aktuelles

Chronik des Krieges
Afghanistankonferenz 2004
Derzeitige Entwicklung
Humanitäre Hilfe und Wiederaufbau
UNICEF



Autoren: Karen Evers und Johanna Freese