Libyen


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  Geschichte Libyens
 
 
 

Das heutige Libyen blickt auf eine Jahrtausende umfassende Geschichte zurück. Die eher unwirtliche Landschaft war vor vier Jahrtausenden einmal fruchtbar. Doch auch nach der Klimaänderung und der Ausdehnung der Wüste war das Land interessant für Phönizier, Karthager, Römer, Araber, Osmanen und einige Völker Schwarzafrikas wegen der für den Handel im Mittelmeer so wichtigen Lage. Die Spuren dieser vergangenen Zivilisationen haben sich im trockenen Klima Libyens gut erhalten. Wer sich näher für die ältere Geschichte interessiert, sei auf die Literaturliste verwiesen. In der kolonialen Hochphase des neunzehnten Jahrhunderts interessierten sich auch europäische Mächte, vor allem Frankreich und Italien, für die libyschen Territorien. Am 29.9.1911 überfielen schließlich die Italiener die unter türkischer Herrschaft stehenden Gebiete Libyens und vertrieben die Osmanen. Es fiel den Italienern aber schwer, die neuen Errungenschaften zu sichern, weil sie mit arabischen und türkischen Freischärlern ständig in verlustreiche Gefechte verwickelt wurden. Wegen der explodierenden Kosten zeigte man sich auf italienischer Seite daher nachgiebig und versuchte, Friedensverträge zu schließen. Man gestand sogar der Region Tripolitanien die Unabhängigkeit zu. Am 5.11.1918 wurde die autonome Republik Tripolitanien ausgerufen. Die italienische Politik änderte sich schlagartig mit der Machtergreifung der Faschisten. Sämtliche Verträge in Libyen wurden für ungültig erklärt, und es begann ein rücksichtsloser Eroberungsfeldzug, bei dem auch Mittel wie Massenerschießungen, Konzentrationslager und Zwangsumsiedlungen angewendet wurden, um den Widerstand zu brechen. 1934 befanden sich alle Regionen des heutigen Libyens unter italienischer Kontrolle, wurden zur "Colonia Libia" zusammengefaßt und schließlich 1939 dem italienischen Königreich einverleibt, das eine intensive Besiedlungspolitik durch Italiener betrieb. Die 50 Jahre später noch heftig umstrittene Südgrenze wurde willkürlicher Gegenstand eines Vertrages zwischen Italien und Frankreich. Nach der Niederlage der Mittelmächte im Nordafrikakrieg teilten sich zunächst England und Frankreich die Besatzung. Über das weitere Schicksal Libyens mußte eine Kommission der Vereinten Nationen (UN) entscheiden, da insgesamt 23 Nationen Besitzansprüche anmeldeten und auch die Bevölkerung unklare Vorstellungen von der Zukunft hatte. Ein Plan zur Entlassung in die Unabhängigkeit vor dem 1.1.1952 fand schließlich die erforderliche Zweidrittelmehrheit in den UN. Eine libysche Nationalversammlung entschied sich für die Bildung einer föderativen konstitutionellen Monarchie. König wurde Idris as Senussi, der Führer der islamischen Bruderschaft der Senussiya, die sich in den zurückliegenden Jahrzehnten zur geistlichen wie weltlichen Führerin unter den Völkern der Wüste erhoben hatte. In Libyen wurde ein Mehrparteiensystem

eingeführt, das bereits nach den  ersten freien Wahlen 1952 wieder zerbrach:

Anhänger der Verliererparteien revoltierten, worauf König Idris, der um die Stabilität im noch jungen Land fürchtete, sämtliche Parteien verbot. Gleichzeitig versuchte er, für einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Landstrichen zu sorgen. Als eines der ärmsten Länder der Welt hatte Libyen dadurch einen der aufwendigsten Staatsapparate: drei Länderparlamente und -regierungen in den drei Hauptregionen Libyens, ein nationales Parlament mit Regierung, ein Königshaus in Tobruk und mit Tripolis und Benghasi quasi zwei Hauptstädte, die sich die Zentralgewalt im Wechsel teilen sollten, mußten unterhalten werden. Das Land war damit wirtschaftlich abhängig von den Geberländern der UN, denen Idris daher auch weitgehende Zugeständnisse machte; so wurde den Engländern und Amerikanern die Errichtung von Militärbasen erlaubt, und die Wüste wurde stückweise an ausländische Firmen verpachtet, die wertvolle Ölvorkommen vermuteten. Fündig wurden die Ölgesellschaften 1959, und zwei Jahre später begann der Export im großen Stil. Das Land war nun nicht mehr auf Zahlungen von außerhalb angewiesen, aber im Kampf der Gesellschaften um Konzessionsvergaben blühte die Korruption. Auch bekam König Idris zunehmend Probleme mit der Stationierung ausländischer Truppen, die sich nicht mit den aufkommenden Ideen des Panarabismus vertrug, zumal Angriffe auf eigentlich befreundete Länder von libyschem Boden ausgingen (z.B. in den Libanon). Reformen im Sinne des Panarabismus wurden nur zögerlich durchgeführt. Als das Land sich im "Sechs-Tage-Krieg" neutral erklärte und algerischen Truppen die Durchreise verweigerte, hatte sich die Regierung schließlich völlig vom Willen des Volkes entfernt. Die Abwesenheit des kranken, über achtzigjährigen und nachfolgerlosen Königs wurde von einer Gruppe junger Armeeoffiziere zum Umsturz genutzt: in der Nacht vom 31.8. auf den 1.9.1969 besetzten Oberst Gaddafi und seine Freunde Ministerien und Rundfunkstationen und fanden nur geringen Widerstand. Als neue Regierung fungierte der Revolutionäre Kommandorat, der eine vorläufige Verfassung erließ und tiefgreifende Änderungen in Angriff nahm. So wurden die Verträge für die ausländischen Militärstützpunkte gekündigt und die Erdölfirmen zu geringeren Förderquoten, höheren Preisen und Abgaben an den libyschen Staat gezwungen. Wer sich nicht beugte, wurde verstaatlicht. Italienische Siedler und die jüdische Bevölkerung wurden des Landes verwiesen. Mit Erfolg betrieb die neue Regierung Fortschritte im sozialen Bereich. Weniger Erfolg hatte sie jedoch bei der Umgestaltung der Volkswirtschaft, die vor wenigen Jahren wieder teilweise zurückgenommen wurde, und in der Außenpolitik, die von zahlreichen nur kurzlebigen Bündnissen geprägt war.

 

http://people.freenet.de/amnesty-Ulm/gruppen/ulm_s_libyen_hst.htm

   
   
 

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