Sport im
Islam
Bogensport im Islam
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Von persischen
Teppichen und indischen Miniaturen wissen wir um die Künste der
muslimischen Bogenschützen, welch hohen Stellenwert der
Bogenschütze unter den Muslimen in historischer Zeit einnahm, ist
aber bis heute weithin unbekannt. Daß es unter den Osmanen sogar
eigene Zünfte gab, die der Bogen-, Pfeil-, Sehnen-, und
Siperhersteller können wir aus heutiger Sicht vor einem
militärischen Hintergrund nachvollziehen, daß aber die
Bogenschützen selbst sich in Konventen und Orden organisierten und
von früher Jugend an in der Kunst des Bogenschießens
unterrichtet wurden, kann nur derjenige wirklich verstehen, der um die
hohe Wertschätzung des Propheten Mohammed für die
Bogenschützen weiß.
Selbst die osmanischen Sultane betrieben diesen Sport und galten darin
als wahre Meister, einige von ihnen erbrachten Meisterleistungen, z.B.
im Weitschießen, die heute noch unübertroffen
sind.
Bogenschütze zu sein, war nicht nur religiös verdienstvoll,
sondern galt auch als Ehrentitel, so wie im europäischen
Mittelalter der Ritterstand. Diese Hochachtung bestand noch unter den
muslimischen Osmanen bis ins letzte Jahrhundert, als der Bogen selbst
keine mililtärische Bedeutung mehr innehatte.
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Die Einstellung des Islam zum Sport
Es ist nicht einfach festzulegen, wie der Islam
zum Sport steht. In meiner Arbeit werde ich so vorgehen, dass ich erst die
Einstellung des Propheten zur Leibesübungen betrachte und welche
Sportarten in seiner Zeit praktiziert wurden. Danach werde ich auf einige
islamische Länder eingehen, und betrachten, wie der Sport sich dort
entwickelt hat. Dabei geht es mir darum festzustellen, dass nicht nur der Islam
eine Rolle in den Entscheidungen der Menschen spielt, sondern auch die
Tradition, obwohl es nicht immer eindeutig ist, welche der beiden sozialen
Komponenten bei der Verhaltensursache entscheidend war. Ein Anhaltspunkt in
Bezug auf den Islam und dem modernen Sport wird sein, wie der Frauensport in
den islamischen Ländern entwickelt ist.
Sport in der Zeit des
Propheten
Im Koran sind keine ausdrücklichen Stellen zu finden, die sich mit der
körperlichen Betätigung beschäftigen. Wenn man die Einstellung
des Islam zu Spiel und Freude finden will, muss man die Aussprüche des
Propheten betrachten, die im Hadith gesammelt sind und dessen Bedeutung
gegenüber dem Koran nicht von minderer Natur ist. Muslime benutzen die
Empfehlungen des Propheten, um ihr Leben danach zu richten.
Der Prophet selbst hat in dieser Hinsicht Ratschläge erteilt und dazu
ermuntert, mehrere Sportarten auszuüben, vor allem Bogenschießen,
Ringkampf, Pferdesport und Wettlaufen . Solange man aber seinen Lebenszweck und
religiöse Pflichten nicht vergaß, war es nach Meinung des Propheten
nicht schädlich, seinem Vergnügen nachzugehen. Die Spiele und
Sportarten, die der Prophet empfahl, kann man unterscheiden, in die, die zur
Erholung gedacht waren und die, die körperliches Training einbezogen, um
auf Kriege vorzubereiten (Ringkampf, Laufen). Nach den Aussagen des Propheten
im Hadith sind Wettkämpfe zwischen Männern oder Männern und
Frauen, solange es sich aber um ihre Ehefrauen handelte, erlaubt. Zu der Zeit
des Propheten, wurden folgende Sportarten ausgeübt :
o Bogenschießen
Hier handelte es sich um Wettkämpfe mit Pfeil und Bogen. Verboten hat es
der Prophet, etwas Lebendiges als Übungsziel zu benutzen.
o Speerspiele
Speerdarbietungen wurden sogar in der Moschee vorgeführt, denn die
Moschee sollte nicht nur religiösen Zwecken dienen, sondern auch zu
weltlichen Zwecken benutzt werden.
o Reiten
o Jagen
Jagen wurde als eine nützliche Sportart gesehen. Verboten war es in zwei
Situationen: während der Pilgerfahrt nach Mekka (hadsch) und in den
Grenzen des heiligen Bezirks von Mekka.
o Ringkampf
o Wettlaufen
Somit waren Sport und Spiel erlaubt, solange es sich nicht um
Glücksspiele handelte.
Die Nachfolger des Propheten folgten den Empfehlungen des Propheten, indem sie
Plätze fürs Training und Wettkampf stellten und auch finanziell
Sportler unterstützten. Doch insgesamt wurden körperliche Kraft,
Schnelligkeit und Gewandtheit immer in Zusammenhang mit der
Wehrertüchtigung und dem Krieg gegen Ungläubige gesehen.
Islam und der moderne Sport
Wie steht der Islam dem modernen Sport gegenüber, der über
verschiedene Wege in diese Länder kam? Der moderne Sport hat die
islamischen Länder zur öffnung zum Westen bewegt und in gewissen
Bereichen eine kulturelle Veränderung nach europäischem Standard
gebracht. Diese kulturellen Erneuerungen sind allerdings den
fundamentalistischen Politikern ein Dorn im Auge, denn für sie ist der
europäische Standard nicht ein Gütesiegel, sondern verdorben und
unmoralisch. So lebt der moderne Sport in den islamischen Ländern zwischen
zwei Fronten, der Zustimmung und der Ablehnung, die bis zum mörderischen
Fanatismus übergehen kann. Diese Zuspitzung findet gerade in Algerien
statt, wo die islamische Heilsfront (FIS) seit der Annullierung ihres
Wahlsieges aus dem Jahr 1991 eine Mordserie begonnen hat, die mittlerweile
neben der Ermordung von "abtrünnigen" Zivilisten auch
Sportfunktionäre und Athleten erfasst hat. Dies hat zur Folge, dass die
algerische Leichtathletin Hassiba Boulmerka (1991 erste muslimische
WM-Goldmedaillengewinnerin) trotz ihrer Erfolge, die sie zum
Aushängeschild von Algerien machten, ihr Trainingsquartier im Ausland
aufgeschlagen musste .
Diesen Fatalismus sollte man nicht als Grundlage nehmen, um den Islam
abzuurteilen. Denn es geht dem Islam allgemein nicht darum, den Frauen
sportliche Aktivitäten zu verbieten, sondern diese sollen ihren Sport
verschleiert und mit langen Hosen statt den üblichen Kurzhosen
ausüben und auch sonst bei körperlicher Ertüchtigung sich nicht
den Männern zeigen. So ist der Sport in den islamischen Ländern eher
ein Männerprivileg, doch es gibt erfreuliche
Fortschritte.
Sport in islamischen Ländern
Im folgenden will ich ein paar Beispiele aus den islamischen Ländern
geben und darstellen, wie der Sport in diesen Ländern entwickelt ist und
zeigen, wie bestimmte Ereignisse auf die sportliche Entwicklung dieser
Länder sich ausgewirkt haben.
Den traditionellen
Spielen ist eigen, dass jeder mitmachen kann, da die Ausstattung keine
finanziellen Aufwände von den Menschen verlangt. Zur Not macht man sich
eben einen Ball aus Tierfell.
Jemen hat mehrere traditionelle Sportarten und Tänze, die sich allerdings
regional in ihrer Namensgebung und auch in den Regeln unterscheiden
können, die modernen Ballspielvarianten, wie Feldhockey und Handball
ähnlich sind, wegen der materiellen Mängel aber anders gespielt
werden, z.B. mit Holzstöcken. Physische Sportarten sind nur den
männlichen Bewohnern vorenthalten, während bei "mentalen" Sportarten
auch Frauen mitmachen dürfen.
Ein beliebtes Spiel ist "Carrom", das wohl seinen Ursprung in Indien hat und
Ähnlichkeiten mit Billard aufweist, allerdings materiell nicht so
aufwendig ist.
Gespielt werden die traditionellen Spiele ohne formalen Regeln abends oder am
späten Nachmittag entweder auf der Straße oder auf öffentlichen
Plätzen mit Teams aus der Nachbarschaft. Es werden aber auch
Wettkämpfe gegen andere Dörfer gehalten.
Zu den vielen traditionellen Spielen zählt z.B. Al-Qãhish, ein
Spiel ähnlich wie Feldhockey, das mit einem Holzstock auf einem Feld
beliebiger Größe gespielt wird. Beide Mannschaften versuchen einen
Ball aus Tierhaut auf die beiden 30 Zentimeter großen mit Steinen
markierten Tore zu schießen . Die verteidigende Mannschaft muss beide
Tore hüten.
Neben den Ball und Geschicklichkeitsspielen, werden noch Kamel- und
Pferderennen durchgeführt.
Die verstärkte Förderung der modernen Sportarten ab den 60er Jahren
kann zu einer Verdrängung der traditionellen Sportarten führen.
Völlig vergessen werden sie nicht, da die finanzielle Situation der
Mehrheit der Bevölkerung nicht erlaubt, in den modernen Sport
einzusteigen.
Traditioneller
Sport
Den traditionellen Spielen ist eigen, dass jeder mitmachen kann, da die
Ausstattung keine finanziellen Aufwände von den Menschen verlangt. Zur Not
macht man sich eben einen Ball aus Tierfell.
Jemen hat mehrere traditionelle Sportarten und Tänze, die sich allerdings
regional in ihrer Namensgebung und auch in den Regeln unterscheiden
können, die modernen Ballspielvarianten, wie Feldhockey und Handball
ähnlich sind, wegen der materiellen Mängel aber anders gespielt
werden, z.B. mit Holzstöcken. Physische Sportarten sind nur den
männlichen Bewohnern vorenthalten, während bei "mentalen" Sportarten
auch Frauen mitmachen dürfen.
Ein beliebtes Spiel ist "Carrom", das wohl seinen Ursprung in Indien hat und
Ähnlichkeiten mit Billard aufweist, allerdings materiell nicht so
aufwendig ist.
Gespielt werden die traditionellen Spiele ohne formalen Regeln abends oder am
späten Nachmittag entweder auf der Straße oder auf öffentlichen
Plätzen mit Teams aus der Nachbarschaft. Es werden aber auch
Wettkämpfe gegen andere Dörfer gehalten.
Zu den vielen traditionellen Spielen zählt z.B. Al-Qãhish, ein
Spiel ähnlich wie Feldhockey, das mit einem Holzstock auf einem Feld
beliebiger Größe gespielt wird. Beide Mannschaften versuchen einen
Ball aus Tierhaut auf die beiden 30 Zentimeter großen mit Steinen
markierten Tore zu schießen . Die verteidigende Mannschaft muss beide
Tore hüten.
Neben den Ball und Geschicklichkeitsspielen, werden noch Kamel- und
Pferderennen durchgeführt.
Die verstärkte Förderung der modernen Sportarten ab den 60er Jahren
kann zu einer Verdrängung der traditionellen Sportarten führen.
Völlig vergessen werden sie nicht, da die finanzielle Situation der
Mehrheit der Bevölkerung nicht erlaubt, in den modernen Sport
einzusteigen.
Moderner
Sport
Trotz der
Isolation, die die regierenden Imame verhängt hatten, wurden Ende der 30er
Jahre durch rückkehrende Jemeniten und Exilanten moderne europäische
Sportarten eingeführt, besonders der Fußball, später auch
Volleyball und Basketball. Bis 1962 kam es allerdings nur zur Gründung
einiger weniger Sportklubs in den Großstädten Sanaa, Taizz. Die
Sportarten aus dem Westen erreichten nicht alle Regionen. Da wo sie sich
durchgesetzt hatten, herrschte eine Koexistenz mit den traditionellen
Sportarten.
Unter Imam Ahmad (1948-1962) kam es zu einer Duldung der gesteigerten
sportlichen Aktivitäten. Sie dachten wohl an Prophet Mohammed, als deren
Nachkommen sich die Imame in Jemen sahen, der kein Anlass zur Ächtung der
Freuden sah, solange man seine religiösen Pflichten nicht
vernachlässigte. Sie sahen sich nur genötigt einzugreifen, wenn sie
hinter den sportlichen Aktivitäten politische Aktivitäten vermuteten
oder auch in Fällen, wo die Sportkleidung nicht auf ihr Wohlgefallen
stieß. So vermuteten sie im Tragen von Sportshorts homosexuelle Umtriebe
und forderten das Tragen von langen Hosen mit dem Hinweis der im Islam
geforderten Sittsamkeit.
Bis 1962 gab es keine feste Strukturen in der Organisation. Es gab keine Ligen
und auch keinen planmäßigen Spiele. Es gab keine richtigen
Fußballplätze. Gespielt wurde ohne Trikots und Sportschuhe (barfuss
oder mit Sandalen) dort, wo auch traditionelle Spiele und öffentliche
Feste stattfanden.
Nach der Revolution 1962 und der Vertreibung der herrschenden religiösen
Imams, kam es Ende der 60er Jahre zu einem verstärkten Eingreifen der
Regierung, den Sport auf Ministerialebene zu fördern.
Ägypten, das an der Seite der republikanischen Armee gegen die Soldaten
des islamischen Monarchen kämpfte, spielte in den Jahren darauf eine
tatkräftige Rolle bei der Entwicklung des Sports. Sie bauten Sport- und
Kulturzentren in den Großstädten auf, in denen sie die
Trainingsaufsicht über die Sportarten Fußball, Volleyball,
Basketball, Tischtennis und Gewichtheben innehatten.
In den Schulen wurde die Förderung des Sports vorangetrieben. Allerdings
wurden nur männliche Schüler unterrichtet.
In den 70er Jahren wurde der Sport von oben aus dirigiert , in dem man Klubs
förderte und Vereine beim Aufbau von Ligen unterstützte. Die
Begeisterung für den Sport sollte durch Meldungen in den Zeitungen und
Radiostationen forciert werden. Ende der 70er Jahre gab es die ersten
Fernsehübertragungen von internationalen Wettkämpfen.
Der Grundstock für die massive Sportbeteiligung in den 80er Jahren wurde
somit in den 70er Jahren gelegt. Innerhalb der Jahre 1981-1987 verdoppelte sich
fast die Anzahl der Sportklubs von 59 auf 94 Vereine, da zunehmend auch in
ländlichen Gebieten Sportklubs gegründet wurden. Neue Meisterschaften
neben der populärsten Sportart Fußball wurden aufgenommen, z.B.
Volleyball, Basketball, Leichtathletik und Tischtennis. Geschäfte wurden
aufgemacht, die sich auf Sportausrüstung spezialisierten. Zahlreiche
Sportzeitschriften aus anderen arabischen Ländern wurden ins Sortiment der
Zeitungen aufgenommen. In Sanaa, der Hauptstadt, eröffnete eine 70000
Menschen fassende Arena. Liveübertragungen der
Fußballweltmeisterschaften zogen große Massen vor den Fernseher.
Die Ziele, die das ab 1981 für Sport zuständige Supreme Council for
Youth and Sports (SCYS) gesetzt hatte, waren neben der gesundheitlichen
Aspekten des Sports, die Jugend als aktive (allerdings nicht politisch aktive)
Teilnehmer des jemenitischen Lebens zu gewinnen und der Bevölkerung eine
Alternative zum täglichen Kauen der grünen Quatpflanze zu bieten. Die
Integrationsfähigkeit des Sports, Kontakte und Verständigung zwischen
den einzelnen Bevölkerungsteilen zu schaffen, wurden als ein wohlwollender
Nebeneffekt akzeptiert.
Von den Sportvereinen verlangte man neben der physischen Ausbildung die
geistige Aufklärung der Jugend, was sich auch in deren Namen
äußerte, z.B. "Unity Club for Sports and Culture".
Das Ministerium hat in seinen Handlungen gegenüber den Sportvereinen
freie Hand. Neben den Verboten, die sie gegen Vereine aufhängen kann, die
sich "unsozial" verhalten, kann sie die Fusion von mehreren schwachen Vereinen
verlangen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Die Mitglieder der Sportvereine sind nur männlich und allesamt Amateure.
In einem Land, dessen Grundlage der Koran ist, ist der Profisport verpönt,
da er von den religiösen Pflichten ablenken kann.
Ein offizielles Sportprogramm für Frauen gibt es nicht. Frauensport ist
nur beschränkt auf Hochschulen und Universitäten, in denen sie
Tischtennis und Volleyball spielen. Ein einziges Mal nahm eine
Frauennationalmannschaft im Tischtennis bei den 9ten Asienspielen 1982 in
Indien teil. Die Teilnahme von Frauen am Sport leidet darunter, dass sie nur
verschleiert in der Öffentlichkeit auftreten dürfen.
Was den Schulsport betrifft, so ist die mangelnde Ausbildung der Sportlehrer
zu beklagen, was wohl ein Grundproblem aller islamischen Länder zu sein
scheint.
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©12/2001
K.Paschke/T.Pelny/K.Zimmermann
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